3 Fokus: Die Gestalt der Säule

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10.34663/9783945561041-05

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Becchi, Antonio (2014). Fokus: Die Gestalt der Säule. In: Wissensgeschichte der Architektur: Band III: Vom Mittelalter bis zur Frühen Neuzeit. Berlin: Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften.

3.1 Die Frage des Anschwellens

In einer Passage seines De Extrema Visione Ezechielis Prophetae setzt sich Juan Bautista Villalpando (1605) souverän über die Unsicherheiten vieler früherer Exegeten bei der Beschreibung der Entasis von Säulen hinweg.1 An dieser Stelle weicht der Text von seiner Nähe zum Buch der Könige ab und verweist auf ein anderes biblisches Bild, das keinerlei Zweifel an der Form des mysteriösen Objektes lässt:

„Wie schön ist dein gang in den Schuhen / du Fürsten tochter. Deine Lenden stehen gleich an einander / wie zwo Spangen / die des Meisters hand gemacht hat. Dein Nabel ist wie ein runder Becher / dem nimer getrenck mangelt. Dein Bauch ist wie eine Weizengarbe vmbsteckt mit Rosen. Deine zwo Brüste sind / wie zwey junge Rehe zwillinge.“

Die Formulierungen des Hoheliedes (Kap. VII, 1–4), aus dem diese Passage stammt, verdeutlichen, was manchem Zeitgenossen als irritierendes architektonisches Detail erschien; anderen jedoch nicht, weil sie sich die zugrunde liegenden Fragen gar nicht mehr stellten. Ein weiteres Zitat, diesmal aus den Reden Ciceros gegen Verres, das Villalpando aus Philandrier übernahm,2 hält kaum mit der Aussagekraft der „Weizengarbe“ Schritt: „Sie sagen ihm, dass es praktisch keine Säule gibt, die vollkommen senkrecht stünde“.3

Einer gängigen Vorstellung nach verjüngte sich der Säulenschaft (in gerader oder gekrümmter Linie) zum oberen Ende hin. Dies entsprach der imitatio naturae arborum (Nachahmung der Natur der Bäume), welche die Formulierung der Theorie architektonischer Ordnungen nachhaltig geprägt hatte, später allerdings Zielscheibe der Kritik Le Corbusiers (1923) in Vers une architecture wurde. Das Problem lag dabei nicht in der Betonung oder der Negation von Merkmalen der Baum-Säule, die beispielsweise Bramante im Portikus der Basilika S. Ambrogio in Mailand realisiert hatte oder die von Philibert De l’Orme (1567) in der wegweisenden Abbildung seines Premier tome de l’architecture (Abb. 3.1) vorgeschlagen worden war. Die offene Frage betraf vielmehr die von Vitruv knapp beschriebene adiectio (Schwellung), die niemand als klar definiert ansah: Eine Verdickung des Säulenschaftes in seinem „mittleren“ Teil, von der zwei Verjüngungen ausgingen, eine nach unten und eine nach oben. Mit seiner Anspielung auf die berühmte anthropomorphe Analogie bezieht Villalpando eindeutig Position und erinnert daran, dass Bäume wie beispielsweise Palmen ebenfalls in gewissem Abstand zum Wurzelwerk einen verdickten Stamm haben. Es gibt also einen deutlichen Unterschied zwischen einer „reinen Verjüngung“ und einer „Verdickung“ – der allerdings von vielen Interpreten übersehen wird, die das eine mit dem anderen gleichsetzen. Die quaestio adiectionis (Frage des Anschwellens) sollte sich so in eine quaestio diminutionis (Frage der Verjüngung) verwandeln – eine semantische Umkehrung, die den Sinn der Passage bei Vitruv verfälschen sollte.

Wer dieses Problem in der Folge hinsichtlich der firmitas (Stabilität) betrachtete und versuchte, diese ebenso besondere wie geometrisch unklar definierte Form statisch zu begründen, sollte diesen Aspekt der adiectio als selbstverständlich voraussetzen. Dies zeigt zum Beispiel Gaston Pardies bei der Beschreibung der „wunderbaren Festigkeit der Eierschale“4 – die bereits Vincenzo Scamozzi in der Idea dell’architettura universale5 und Plinius in seiner Historia Naturalis6 erwähnten – die Pardies mit der Verdickung von Säulen assoziiert:

„So könnte man Säulen aus Holzbohlen machen, die sehr stark wären. Denn wenn man sie wie Fassdauben zusammenfügt, indem man sie leicht wölbt und mit eisernen Reifen umgibt, wären derart hohle Säulen fähig, sehr schwere Lasten zu tragen. Es scheint als hätten die Architekten der Antike dies bei der Anfertigung von Säulen berücksichtigt, die sie rund und ein wenig verdickt gemacht haben.“7

Im Zuge seiner Beschäftigung mit einem von Leonhard Euler geschätzten Thema bestätigt Louis Lagrange diese Vermutung, als er die dieser Frage zugehörigen Begriffe erläutert:

„Aber da Vitruv, der für die modernen Architekten zum kanonischen Bezugspunkt geworden ist, ausdrücklich die ‚Verdickung‘ der Säulen vorschreibt, in dem er sagt, dass man ihrer Mitte etwas hinzufügen muss (Buch III, Kap. 2), ist es üblich geworden – obwohl die Abbildungen, die seinem Werk hinzugefügt waren, verlorengegangen sind und man nicht weiß, welcher Methode er sich dort bedient hat, um die Konturlinie dieser Säulen zu ziehen –, die Säulen in der Mitte zu verdicken und sie zu den Enden hin zu verjüngen. Man variiert nur die Kurve, welche die Verdickung und die Verjüngung beschreibt.“8

Man wird diesem Thema der „Shape of the Strongest Column“ im Werk von Joseph B. Keller begegnen, das Clifford Truesdell im Archive for Rational Mechanics and Analysis9 vorstellt. Keller stützte sich auf den Artikel von Clausen Über die Form architektonischer Säulen10 und erweckte ein Forschungsfeld zu neuem Leben, das auch heute noch mit großem Interesse ausgelotet wird.11

Im Verlauf des 16. Jahrhunderts wurden die lakonischen Bemerkungen Vitruvs zur Entasis unterschiedlich interpretiert. Seine wenigen Zeilen zu diesem Thema scheinen, im Gegensatz zu der berühmten Passage über die scamilli inpares (ungleiche Bänkchen), eigentlich gar nicht so unverständlich, als dass sie eine solch lebhafte Debatte hätten auslösen können. Wie es in der editio princeps heißt:

„Wie die Schwellung in der Mitte der Säulen, die von den Griechen Entasis gennant wird, weich und passend durchgeführt wird, davon wird am Schluß des Buches Form und Methode beschrieben werden.“12

Das griechische Einsprengsel im lateinischen Text brachte jedoch, je nach den jeweiligen Präferenzen des Autors, eine ganze Kette von „Übersetzungen“ und geometrischen Konstruktionen hervor. Das Verständnis dieses Begriffs, dem der Originaltext eher ausweicht und den einige Autoren dennoch mit großer Überzeugung definiert haben, scheint bis in die Gegenwart wieder und wieder verloren zu gehen.

Im Folgenden wird versucht, einige Stationen des verschlungenen Pfades, den diese Auslegungen genommen haben, zu rekonstruieren. Nur so ist zu verstehen, wie unterschiedliche Interpretationen nebeneinander existieren konnten, die sich alle auf die wenigen Worte Vitruvs zu diesem Thema bezogen. Handelt es sich vorgeblich nur um eine der vielen – sozusagen gegenläufigen – Ekphraseis der Architekturgeschichte, zeigt sich hier stärker als in anderen Fällen das begrenzte Erinnerungsvermögen historischer wie moderner Interpreten.

3.2 Eine Kurve zwischen Anmut und Nützlichkeit

Leon Battista Alberti beschreibt das Problem der Entasis in De re aedificatoria nicht mit eindeutigen Begriffen. Möglicherweise hat das Renommee dieses Textes, dessen Druckversion (1485) der editio princeps von Vitruvs De Architectura (1488) voranging, die Schwierigkeiten verstärkt, mit denen spätere Autoren bei dem Versuch konfrontiert waren, die Unklarheiten dieses Themas zu beseitigen. Die Passage findet sich in Buch VI:

„Den Durchmesser des Bauches bestimmt man unterhalb der halben Höhe der Säule. Er wird so genannt, weil sich die Säule sich an dieser Stelle zu verdicken scheint.“13

Alberti übersetzt das griechische Wort Entasis mit dem lateinischen Wort venter (Bauch), als wolle er eine anthropomorphe Lesart unterstreichen, die zu dieser Zeit viele Anhänger hatte. An der Stelle jedoch, wo es darum geht detaillierte Hinweise zu den Dimensionen der Entasis zu geben (also zur Breite der Säule in Höhe des venter), behauptet er, der Durchmesser müsse mit dem diametro imae retractionis (Durchmesser der unteren Einbuchtung) übereinstimmen. Die Säule weist demnach in ihrem unteren Teil ein zylindrisches Profil auf, um sich dann nach oben zu verjüngen. Es handelt sich also nicht um einen „Bauch“ im üblichen Sinn des Wortes, sondern um ein Profil, das sich ab einem bestimmten Punkt verschmälert, um dem Schaft Schwung und Harmonie zu verleihen.

Da Albertis Text keine Abbildungen beigegeben sind, kann die Mehrdeutigkeit dieser Passage nicht auf diesem Weg aufgelöst werden. Sie bestätigt sich in der erstmals 1550 erschienenen italienischen Übersetzung durch Cosimo Bartoli. Bartoli übersetzt hier wie an anderen Stellen das lateinische Original eher frei:

„Es gibt fünf Kreise, deren Durchmesser man entlang der Säule an mehreren Stellen berücksichtigen muss: die Vorsprünge, die Einbuchtungen, der Bauch. Vorsprünge gibt es zwei, einen am Kopf, einen am Fuß der Säule, sie heißen Vorsprünge, weil sie sich stärker herausstrecken als der Rest der Säule. Einbuchtungen gibt es ebenfalls zwei, sie befinden sich unter- bzw. oberhalb der Vorsprünge am Kopf und am Fuß und heißen so, weil sie sich gegenüber den Vorsprüngen zum Körper der Säule hin zurückziehen. Den Durchmesser des Bauches bestimmt man von der Mitte die Säule abwärts, er wird Bauch genannt, weil es scheint, dass die Säule sich an dieser Stelle um Einiges verdickt.“14

Weitere Ergänzungen lauten:

„In dem – vom Fuß aus gezählten – vierten Punkt werde ich die Mitte des Bauches ansetzen, wo man seinen Durchmesser bestimmt. Sein Wert sei identisch mit dem Durchmesser der unteren Einbuchtung.“15

Abb. 3.2: Alberti 1565, 198.

Abb. 3.2: Alberti 1565, 198.

Die Beschreibung ist präzise: Bartoli rät, Alberti folgend, den unteren Teil des Schaftes zylindrisch zu halten. Seine entsprechende Abbildung scheint jedoch nicht mit dem Text zu korrespondieren. Sie zeigt deutlich den „Bauch“ und die sich daraus ergebende doppelte Ver-

Abb. 3.3: Pacioli 1509, n.n..

Abb. 3.3: Pacioli 1509, n.n..

jüngung nach oben wie nach unten – eine Form, die auch aus der Anwendung des von Alberti für die Arbeit der Steinmetze vorgeschlagenen Hilfsmittels resultiert (Abb. 3.2):

„So ist das, was wir als eine scheinbar durchgehende Linie beschreiben, in Wirklichkeit eine zusammengesetzte. Eine dünne Leiste wird entsprechend der Abmessungen dieser Linie gebogen und indem sich die Steinmetze ihrer bedienen, werden sie die richtige Form finden und die Konturen der Säule bestimmen.“16

Mit dem Ausdruck tabula gracilis (dünne Leiste) verweist Alberti auf ein Verfahren, das Scamozzi detailliert in seiner Idea dell’architettura universale (1615) illustrieren wird. Bei der geometrischen Definition des Säulenprofils unterscheidet Scamozzi zwei Phasen: Erstens die Bestimmung des Kurvenverlaufes, der drei festgelegte Punkte berührt (am Fuß und am Haupt des Säulenschafts – in bestimmten, von den Autoren nicht in einheitlichen Begriffen definierten Punkten – sowie in Höhe der Entasis). Diese Kurve lässt sich mittels einer dünnen Leiste realisieren, dessen Material notwendigerweise eine gewisse Biegsamkeit erlauben muss. Zweitens die Anfertigung einer – ebenso notwendigerweise – starren Schablone zur Anleitung des Steinmetzen beim Behauen der Säule (bzw. der einzelnen Trommeln, aus denen sie zusammengesetzt ist). Albertis Passage könnte sich sowohl auf die erste als auch auf die zweite Phase beziehen (je nach Interpretation des Ausdrucks tabula gracilis).

Bei Luca Paciolis Beschreibung der Entasis in De divina proportione (1509) scheint die Bedeutung des Begriffes im Text ebenso eindeutig wie in der Abbildung:

„Von dieser Verjüngung bis zum Drittel ihrer Höhe nimmt sie so zu wie der menschliche Körper. Und für ein weiteres Drittel bleibt sie so dick. Und für das letzte Drittel bis zum Kopf macht man sie dann immer schlanker und beendet sie an der oberen Verjüngung in Höhe der Linie k.p.“17

Auch in den Zeichnungen von Francesco di Giorgio Martini, Giovanni Battista da Sangallo und Antonio da Sangallo dem Jüngeren findet man solche Beispiele, die eine sehr deutliche adiectio mit einer doppelten Verjüngung zeigen. Dies gilt auch für die Editionen von Vitruv De architectura durch Fra’ Giovanni Giocondo (1511) und Cesare Cesariano (1521) in dessen berühmter Ausgabe die Entasis zur einzigartigen Ikone der theoria columnarum (Theorie der Säulen) wird. Cesarianos Abbildungen sollten in der Folge häufig, wenn auch nicht immer originalgetreu, kopiert werden (Abb. 3.4). Der Text zu der entsprechenden Tafel fand hingegen kaum Beachtung, obgleich er viele Aspekte verdeutlicht, die in der anschließenden Auseinandersetzung vernachlässigt werden sollten. Cesariano übersetzt das Wort mit einem besonders ausdrucksstarken Begriff, tumefatione (Schwellung), der sich auf eine klar lokalisierte, eindeutige Verdickung der Säule bezieht. Die imitatio humani corporis (Nachahmung des menschlichen Körpers) wird darüber hinaus in einer neuen Art und Weise konnotiert, die auch bei anderen Autoren auftauchen sollte:

„Und diese Entasis, welche, wie du siehst, diese Säule beim Buchstaben M kennzeichnet, erscheint wie der Körper einer schwangeren Frau oder der eines Mannes, der unter dem Druck einer schweren Last leidet.“18

Um den Aufriss der tumefatione herzustellen, wird ein circino (Zirkel) oder ein asta longa (langer Stab) genutzt. Cesariano unterstreicht zudem die Notwendigkeit, den Verlauf des gewünschten Profils mit Hilfe einer Leiste zu bestimmen, wenn er schreibt:

„[…] es wird dann nötig sein, diese Linien einander anzugleichen und eine hölzerne Leiste zur Bestimmung der Kontur anzufertigen, dieses sorgfältige Vorgehen wirst Du selbst kennen.“19

Vier Jahre später vertieft Albrecht Dürer dieses Thema durch eine sehr klare Interpretation. In seiner Underweysung der Messung (1525) stellt er zwei Möglichkeiten der geometrischen Konstruktion des Säulenprofils vor (die Entasis wird dabei mit dem Wort „Bauch“ und damit analog zum Lateinischen venter übersetzt). Die erste ist eine strengere Variante von Cesarianos Methode, die in das Problem des Kreisbogens integriert wird, der drei festgelegte Punkte durchläuft, während die zweite (Abb. 3.5) eine Konstruktion über Punkte vorschlägt, die in der Interpretation durch Sebastiano Serlio sehr erfolgreich werden sollte. Dürer beschränkt sich jedoch nicht darauf, die Bedeutung der adiectio zu klären. Die zwei von ihm vorgeschlagenen Konstruktionen lassen vielmehr keinen Zweifel, was er unter dem Begriff „Bauch“ versteht, der auf einer bestimmten Höhe der Säule angesiedelt ist und von dem eine Verjüngung nach oben und nach unten ausgeht. Schon im folgenden Jahr widerspricht Sagredo dieser Lesart in seinem Werk Medidas del Romano (1526) in dem er eine einfache „Verjüngung“ behandelt, die vom Fuß oder der Mitte des Schaftes ausgeht (Abb. 3.6). Auch Serlio beschränkt sich in seinen Regole generali di architectura (1537) trotz des starken Einflusses der Underweysung Dürers, auf die Methode, „die Säule zu verjüngen“: Der untere Teil weist keine Verjüngung auf und der obere Teil verjüngt sich mittels einer geometrischen Konstruktion, welche von einem Halbkreis ausgeht, der auf den Schaft gezeichnet wird (dort, wo die Verjüngung beginnt) und mittels dessen es möglich ist, Punkte des Profils des Schaftes zu bestimmen (Abb. 3.7). Eine von der Kreislinie ausgehende Formgebung der Entasis mittels Punkten ist auch bereits in Manuskripten von Francesco di Giorgio abgebildet und wird in einigen Fra’ Giocondo zugeschriebenen Zeichnungen wieder aufgenommen.20

In den umgehend durch Pieter Coecke van Aelst (1539) kopierten Passagen Serlios findet die Erläuterung der entasis/tumefatione keinerlei Echo. Hingegen sollte sie einen spitzfindigen Interpreten in Guillaume Philandrier bekommen. In seinen 1544 publizierten Annotationes wird die Theorie der imitatio naturae arborum in einem ebenso konzisen wie aussagekräftigen Satz erneut mit derjenigen der imitatio humani corporis konfrontiert:

„Aber das erste Kapitel des fünften Buches scheint anzudeuten, dass die Säulen Bäumen folgen: Tannen, Zypressen, Pinien, die sich stufenweise von unten nach oben erheben. Man bemerkt also, wie dieser Vorsprung, der sich im mittleren Abschnitt der Säule befindet, naturwidrig scheinen könnte, wenn wir ihn nicht eher mit dem menschlichen Körper vergleichen wollen, der sich in Höhe des Bauches verdickt.“21

Man erkennt die Verlegenheit, die Existenz der adiectio zugeben zu müssen (contra naturam videri possit (naturwidrig scheinen könnte) und damit die utilitas (Nützlichkeit) und die venustas (Anmut) der Entasis anzuerkennen. In einem stark von der Idee der imitatio naturae (Nachahmung der Natur) beeinflussten Milieu konnte die Vermutung, die Entasis könne contra naturam sein, offenbar niemanden gleichgültig lassen.

Die Diskussion wird in der Folge durch die erste Edition des Vitruv-Kommentars von Daniel Barbaro (1556) weiter präzisiert. Seine sorgfältige Interpretation von Vitruvs Passage illustriert Barbaro am Seitenrand mit der von Serlio vorgeschlagenen Figur, die auch Hans Blum in seinem Quinque Columnarum Exacta descriptio atque delineatio (1550) übernimmt:

„Von der Verdickung, die man in der Mitte der Säule macht, damit sie angenehm und weich verläuft und sich behutsam krümmt, hat uns Vitruv nicht mehr als ein Versprechen hinterlassen und ich bin sicher, dass ihre Form weit eher auf Geheimwissen und Geschicklichkeit beruht als auf einer ausformulierten Kunst oder Regel, weil uns Vitruv die Abbildung erst am Ende des Buches verspricht. Ich meine wohl, dass diese Verdickung vom Fuß bis zum Kopf der Säule verlaufen muss, sich aber in der Mitte am stärksten zeigt, wenn auch mit Behutsamkeit und Anmut. Denn (wie schon gesagt) soll diese Verdickung etwas von dem Effekt verdeutlichen, den Belastungen auf Säulen ausüben, so wie man es bei menschlichen Körpern sieht, die schwere Lasten tragen. Und vielleicht gibt es diese Verdickung auch, weil sie die Verjüngung der Säule im oberen Bereich abschwächt.“22

Kurz zuvor hatte Barbaro die contrattioni und rastremamenti (Verjüngungen) beschrieben und in diesem Kontext an die Analogie zu Baumstämmen erinnert: „Weil Dinge wie Bäume, die aus dem Boden herauswachsen, immer schmaler werden, je höher sie streben“.23 Der Entasis widmete er jedoch eine gesonderte Anmerkung, da ihm klar war, dass die gonfiatura (Schwellung) sich nicht auf herkömmliche diminutioni (Verjüngungen) reduzieren ließ. In der zweiten Auflage von 156724 und der gleichzeitigen lateinischen Edition25 gibt es jedoch keine Abbildungen zum Text (weder wird die von Serlio aufgenommen, noch irgendeine neue beigefügt). In der lateinischen Edition ist Barbaro noch wortkarger: Taucht Serlios Name in der zweiten italienischen Auflage noch auf, ist dies hier nicht mehr der Fall. Bei der Übersetzung des Begriffs in der lateinischen Edition schlägt Barbaro zudem eine weitere Variation des Themas vor: „[…] und in der Mitte macht man eine Art Verdickung, welche die Griechen Entasis nennen“.26 Damit scheint eine definitive Einordnung des Problems gelungen, die auch der Ton des in beiden Versionen von 1567 identischen Fazits zur adiectio unterstreicht.27 Er nimmt wortwörtlich auf, was Barbaro schon zehn Jahre zuvor schrieb: „Ich glaube, dass das weit eher auf Geheimwissen und Geschicklichkeit beruht als auf einer ausformulierten Kunst oder Regel.28 Mit dieser Aussage sollte sich Barbaro jedoch als schlechter Prophet erweisen.

3.3 Von der Verjüngung zum Wasserbauch

Chronologisch zwischen den beiden italienischen Editionen des Vitruv-Kommentars von Barbaro liegen die Edition der Regola delli cinque ordini d’architettura von Vignola (1562) und die First and Chief Groundes of Architecture von John Shute (1563). Shute orientiert sich stark an den italienischen Traktaten und reproduziert in fünf Schritten (je einer pro Säulenordnung) die von Serlio illustrierte Formgebung. Die Regola hingegen bietet einen eigenständigen Beitrag zur quaestio adiectionis und sollte schnell zu einem obligatorischen, weit verbreiteten Bezugspunkt werden. Vignola präsentiert zwei Verfahren zur Definition des Säulenprofils, aber letztlich behandelt nur eines davon – das in der Underweysung einen präzisen Vorläufer hat – die Entasis als eine adiectio in der Mitte der Säule.

Das erste dieser Verfahren entspricht der von Serlio beschriebenen Methode:

„Man macht unten am Fuß einen Halbkreis, wo die Verjüngung beginnt, und den Teil der Senkrechten, der von der Spitze des Schaftes durch ihn hindurchgeht, muss man in eine bestimmte Zahl gleichlanger Stücke einteilen und genauso teilt man die anderen zwei Drittel der Säule ein.“29

Das zweite Verfahren, zu dem Vignola präzisiert: „Dies habe ich durch eigene Überlegungen herausgefunden“ (Abb. 3.8),30 modifiziert eine geometrische Vorgehensweise, die Dürer31 für einige architektonische Problemstellungen empfiehlt, beispielsweise um das Profil einer sich nach oben verjüngenden Mauer zu bestimmen (Abb. 3.9). Die adiectio, welche der Entasis entspricht, lässt die Säule im Vergleich zum Durchmesser der Basis „anschwellen“, was gleichzeitig die Interpretation des „venter“ von Alberti ermöglicht. Die generierte Kurve entspricht, wie François Blondel (1673) ein Jahrhundert später erläutern sollte, der Conchoide von Nikomedes (Abb. 3.10). Blondel wird sich dabei nicht auf die italienische Edition der Regola beziehen, sondern auf die französische Edition von Le Muet (1632) die dem berühmten Cours d’architecture qui comprend les ordres de Vignole von D’Aviler (1691) vorangeht. Letzterer nimmt die Tafel der Regola wieder auf, modifiziert sie und ergänzt einen Kommentar zu dem, wie erwähnt, von Scamozzi aufgeworfenen Thema:

Vignola geht davon aus, dass man, wenn möglich auf einmal oder mit zwei oder drei Wiederaufnahmen, an die für die Verjüngung und die Verdickung der Säule vorgegebenen Punkte eine dünne Leiste anlegt, die sich entlang der genannten Punkte krümmt, mittels derer man die Konturlinie zieht. Diese Operation dient zur Verfertigung des Aufrisses (das ist die Risszeichnung des Profils auf einer verputzten Mauer).“32

D’Aviler verdeutlicht, dass man das komplette Profil mittels der festgelegten Punkte ziehen muss, durch welche die Kontur verläuft, welche die Entasis berührt. Das einfachste Vorgehen basiert auf der Verwendung einer schmalen Leiste. Die ebenso grundlegende wie effizien- te Methode hat zweifellos antike Wurzeln und weist deutliche Übereinstimmungen mit dem

Entwurfsprozess von Schiffen auf. Sie wird nicht in der Regola (Vignola 1562), aber in der Architettura von Pietro Cataneo (1567) beschrieben, der dafür mit der Regola fuor dell’altre messe in luce sino adesso, nel diminuire le colonne einen noch spezifischeren Gebrauch vorschlägt (Abb. 3.11):

„Wenn man nun die Säule verjüngen will, gehe man mit dieser unserer Regel wie folgt vor: Wenn man Linien in der Dicke und Höhe ihres Schaftes gezogen hat, lege man einen Stab oder eine biegsame Leiste auf jede der zwei Linien, welche die Säule begrenzen, erst auf der einen Seite und dann auf der anderen, wobei zu beachten ist, dass sich der Umfang der Leiste ganz innerhalb der Linie befindet: Dann muss man einen dünnen Nagel oder ein eisernes Stilett außerhalb der Leiste zu deren Halt fixieren, etwas unterhalb des Fußes oder oberhalb des Kopfes der Säule. Einen weiteren Nagel oder Stilett muss man ebenfalls zu deren Halt innerhalb der besagten Leiste auf einem Drittel der Höhe ihres Schaftes fixieren, wo die Verjüngung der besagten Säule beginnen muss. Wenn man dann die Leiste vom Kopf her nach innen bis zum Endpunkt dieser Verjüngung biegt oder krümmt, kann man den dritten Nagel oder das eiserne Stilett außen an der Leiste etwas oberhalb des Kopfes fixieren […]; schließlich benutzt man dann zur Markierung, den Vorgaben der Leiste entsprechend, Feder, Bleigriffel oder Rötelstift und wird sehen, wie sich die Säule von beiden Seiten anmutig verjüngend formt, wobei man aber dieses Vorgehen sorgfältig befolgen muss […].“33

Abb. 3.10: Blondel 1673, Tafel I.

Abb. 3.10: Blondel 1673, Tafel I.

Abb. 3.11: Cataneo 1567, 131.

Abb. 3.11: Cataneo 1567, 131.

Abb. 3.12: Palladio 1570, 15.

Abb. 3.12: Palladio 1570, 15.

Diese schlichte Methode, den Aufriss des gekrümmten Säulenprofils zu erzeugen, wird auf bemerkenswerte Weise Teil der Geschichte der Entasis. Andrea Palladio nimmt sie in seine Quattro libri (1570) auf und reklamiert die Urheberschaft für sich, indem er daran erinnert, dass er einige Jahre zuvor Cataneo ihre invenzione (Erfindung) mitgeteilt habe (Abb. 3.12):

„Und auch wenn ich mir keine andere Methode vorstellen könnte, die einfacher, schneller und noch dazu besser wäre, habe ich mich dennoch dieser meiner Erfindung umso gründlicher versichert, weil sie dem Herren Pietro Cataneo, als ich sie ihm erzählte, so sehr gefallen hat, dass er sie in eines seiner Architekturbücher aufgenommen hat, mit dem er das Ansehen dieser Profession um Einiges befördert hat.“34

Die von Cataneo und Palladio beschriebene Methode wird ein Jahrhundert später wiederum von Abraham Bosse (1672) vorgeschlagen (Abb. 3.13), und zwar in einem der Denkschrift von Philippe de La Hire De punctis contactuum […] observationes (1672) beigefügten Text. Dieser ist vor kurzem durch Anthony Gerbino erneut herangezogen worden, um „Bosse’s method for joining found points using a flexible rule“ zu beschreiben.35 Es scheint jedoch, als habe sich das Auge des Historikers in diesem Fall zu stark von der schönen Tafel Bosses, eines berühmten, außergewöhnlich talentierten Kupferstechers, blenden lassen. Denn bei Gerbino fehlt ein Hinweis, dass die Methode des „schmalen Lineals“ schon seit langem bekannt und vielleicht sogar noch weit älter war, als Cataneo und Palladio zugeben wollten. Unabhängig davon verweist Bosse jedenfalls bei der Erläuterung seines Vorgehens auf die Entasis:

„In meinem Livre d’Architecture, Seite XXXIII. habe ich mich dieses Hilfsmittels bedient, um den Schaft der Säulen zu beschreiben. Für große Säulen ist Tannenholz gut geeignet, um solche Leisten zu machen, für kleine Fischbein.“36

Die Methode wird auf Seite XXXIII des von Bosse zitierten Traité des manieres de dessiner les Ordres de l’architecture antique en toutes leurs parties37 beschrieben. In der Schrift Des Ordres des colonnes en l’Architecture38 erwähnt er in diesem Zusammenhang zudem Palladio und verweist damit auf eine direkte Inspiration durch diesen.

Weder Cataneo noch Palladio sprechen von der Entasis in dem Sinne, wie er von Pacioli, Cesariano oder Dürer beschrieben wurde. Beide gehen von dem Grundsatz aus, dass die Verjüngung bei einem Drittel der Höhe beginnt und dass die „schmale Leiste“ dazu dient, der Säule in ihrem oberen Teil ein gekrümmtes und gefälliges Profil zu verleihen. Zudem verweist keiner der beiden auf die von Bartoli in der Übersetzung von Albertis De re aedificatoria beschriebene Schablone.

De l’Orme zeigt sich in seinem Premier tome de l’Architecture (1567) weniger bestimmt als Cataneo und Palladio. Er schlägt für die colonne thuscane die Formgebung von Serlio vor, allerdings mit doppelter Verjüngung (Abb. 3.14). Auch Hans Vredeman de Vries (1577) zeichnet eine optisch prononcierte Entasis (Abb. 3.15), während in Giovanni Antonio Rusconis Della Architettura (1590, 59) die der diminuzione gewidmete Tafel keine Entsprechung im Text hat – und damit für jeden unverständlich ist, der die vorangehenden Traktate nicht kennt.

Ein detailliertes Resümee der vexata quaestio sollte erst Scamozzis Idea della architettura universale (1615) bieten. Scamozzi illustriert zwei Methoden „unterschiedlicher Art, die wir selbst erfunden haben, sehr theoretisch, aber trotzdem nicht schwierig“39 (Abb. 3.16): beides sind kluge „thematische Variationen“ der Illustrationen Serlios (erste Methode) und Vignolas (zweite Methode; wobei Scamozzi im Gegensatz zu Vignola den unteren Teil des Schaftes nicht verjüngt). Zu diesen gesellt sich eine dritte Methode („noch eine andere, die um einiges praktischer als theoretisch ist“)40, die den Vorschlägen Cataneos und Palladios entspricht. Scamozzi unterscheidet eindeutig die beiden schon einleitend erwähnten Phasen (Zeichnen der die Entasis berührenden Kurve; Herstellen der Schablone, die das Behauen der Säule bestimmt) und rät, die regola overo linda (Leiste oder linda) zu nutzen, um die gesamte Kurve zu ziehen, die durch die Punkte der zwei ersten Verfahren vorgegeben wird. Text und Abbildungen der Idea bilden das erste Traktat, das um das Thema der diminutio columnarum (Verjüngung der Säule) herum aufgebaut ist (ohne eine adiectio im eigentlichen Sinn zu berücksichtigen). Darüber hinaus beschreibt Scamozzi anstelle eines Fazits, nach-

Abb. 3.15: de Vries 1577, Tafel 1.

dem er in einer Randbemerkung auf Cataneo und Palladio hingewiesen hat, mit einigen Zeilen eine vierte Methode, die sich deutlich von den in seinem Traktat behandelten unterscheidet:

„Sie können insofern gut Malern und ähnlichen Berufen dienen, die das Einfache lieben und denen es nicht so darauf ankommt: manchmal können sie diese Verjüngung mit einem lizzo machen, der in irgendein Färbemittel getaucht wird. Indem sie die Schnur in der Vertikalen anschlagen und nach außen ziehen, bildet sie dann eine leicht gekrümmte Linie.“41

Einige Jahre zuvor hatte Guidobaldo del Monte (1592) die Flugbahn von Projektilen mit Hilfe eines Seiles (bzw. einer dünnen Kette) untersucht, Galilei übernahm dieses Verfahren im Zweiten Tag der Discorsi e dimostrazioni matematiche (1638) für die Zeichnung einer Parabel. Auf letzteres bezieht sich François Blondel in seinen Quatre principaux problèmes d’architecture (1673), und zwar in dem Abschnitt über die „Verjüngung der Säulen“. Er stellt dabei die Nähe architektonischer Konstruktionsmethoden zu den in Werften angewandten in den Vordergrund:

„Ich erinnere nur die Arbeiter daran, dass Galilei ihnen eine solche Methode in seinem Mechaniktraktat lehrt, die ich für einfach und geistreich halte und die ich die königlichen Zimmerleute erfolgreich beim Galeerenbau für das habe verwenden lassen, was sie dem Heck eine schöne Rundung geben nennen.“42

Allerdings fanden die Textpassagen (wie auch die schöne Abbildungstafel) der Idea zur Entasis kaum Nachfolger, überhaupt wurden sie nur von wenigen Autoren gelesen: Die Regola Vignolas war derart verbreitet, dass sie die wertvollen Beobachtungen Scamozzis in den Schatten stellte und vergessen ließ, dass die Regola (direkt oder indirekt) von der Underweysung und ihren lateinischen Übersetzungen abhängt.

Eine Ausnahme ist Henry Wotton mit seinen Elements of Architecture (1624) in denen er der „pathologischen“ Lesart der adiectio folgt (die bereits mit der Akzeptanz des von Hippokrates genutzten Begriffs „entasis“ einhergeht). Im Vergleich zu Lenden und Bauch der Fürstentochter des biblischen Hohelieds gilt die Entasis hier als unerträgliche Deformation:

„Und hier muss ich mir die Freiheit nehmen, eine Praxis zu beklagen, die, warum auch immer, mancherorts allzu üblich geworden ist, nämlich Säulen in der Mitte anschwellen zu lassen, als litten sie unter einem Blähbauch, oder einem Wasserbauch, meines Wissens ohne jegliche authentische Vorlage oder Regel. Sie sind eine Beleidigung für das Auge.“43

Damit ist die imitatio humani corporis zugleich nicht mehr Zeichen der venustas und der firmitas, sondern erscheint als „krankhaftes“ Detail, als anormale Schwellung, welche die venustas fördert. Wotton schließt mit dem Verweis auf das contra naturam videri possit von Philandrier:

„Die Natur hat hier und da (auch wenn sie sonst die anmutigste Lehrerin ist) ihre Deformationen und Irregularitäten.“44

Einige Jahre später wird Gioseffe Viola Zanini (1629, 373) die zweite Methode Vignolas beschreiben, ohne dass die beigefügte Abbildung der meisterhaften Eleganz des Originals nahe käme. Selbst das von Bernardino Baldi (Baldi 1612) zusammengestellte Vitruv-Lexikon scheint von nun an vergessen, obwohl es eine synthetische Definition der Begriffe und eine bis dato unerreichte Übersetzung präsentiert:

„Die Entasis ist also eine Spannung, eine Dehnung, eine Verlängerung, eine Erweiterung. Denn Dinge, die sich ausdehnen, schwellen an und die Griechen bezeichneten meines Wissens das als Entasis, was man Anschwellen der Säule nennen könnte. Die Franzosen, die diese Vorsprünge renflement de colomnes nennen, schlagen die Rückkehr zur alten Klarheit des Wortes vor. Unsere hiesigen Architekten wiederum akzeptieren die Ähnlichkeit mit Bäuchen, wenn sie von den pancias der Säulen sprechen.“45

In der Folge nimmt die Geschichte eine weitere Wendung. Sie endet als vornehmlich von Mathematikern diskutiertes Problem, während sich die Architekten mit den verfügbaren Lösungsverfahren zufrieden geben. Die erwähnten Beiträge von Blondel und D’Aviler wären noch durch den Kommentar Claude Perraults zu den Anmerkungen Villalpandos zu ergänzen:

„Er liebt diese Verdickung so sehr, dass er diejenigen nicht erträgt, die sie nicht schätzen, er geht sogar so weit zu versichern, dass die Bäume in der Mitte dicker sind als unten, denn er hat keine andere Antwort auf das schlagende Argument, das sich aus den wahren Proportionen der Bäume ableiten lässt.“46

Von nun an gilt die Entasis als Kuriosität. Ihr Verständnis in Begriffen wie venter, tumefatione, „Bauch“, gonfiatura, pancia, tumor und die Unterscheidung zwischen „Verjüngung“ und „Verdickung“ scheint mehrheitlich (zuweilen selbst von den Kontrahenten) geteilt zu werden, doch das Thema verliert aus nachvollziehbaren Gründen seine Attraktivität und das „Modell“ der Regola Vignolas erstickt jedes Echos auf andere Aspekte der Geschichte.

Es wäre interessant, die Spuren dieser Debatte in der archäologisch-architektonischen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts zu rekonstruieren. Einige Indizien lassen vermuten, dass die in den historischen Quellen beschriebene Entasis selbst für heutige Baumeister unscharfe Züge trägt und dass ihre Trennung von der üblichen diminutio noch wenig untersucht geschweige denn verstanden ist. Die zur Verfügung stehenden Texte sind gleichwohl ebenso zahlreich wie wortgewaltig, sodass D’Avilers Auffassung etwas zu korrigieren wäre:

„Von allen antiken und modernen Architekten ist Vignola der erste, der Regeln für die Formgebung der Verjüngung und der Verdickung der Säulen aufgestellt hat.“47

In Wirklichkeit ist Jacopo Barozzi da Vignola von diesen ersten der allerletzte.

Danksagung

Ich danke Marcus Popplow für die deutsche Übersetzung des Textes.

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Fußnoten

Eine französische Fassung dieses Beitrags wurde in Becchi 2008a veröffentlicht. Eine leicht geänderte englische Version findet sich in Becchi 2009.

Philandrier (1544) bezog sich wiederum auf die Commentaires von Quintus Asconius Pedianus.

„dicunt ei, ferè nullam esse columnam, quae ad perpendiculum esse possit“, Cicero 1544, II, Buch I.

„prodigieuse résistance de l’œuf“, Pardies 1673, 148.

„Ainsi l’on peut faire des colonnes de planches de bois, qui seront très-fortes; car si on les joint ensemble comme les doiles des barriques, en leur donnant une petite courbure, les environnant de quelques cercles de fer, ces colonnes ainsi creuses seront capables de supporter de très-pesants fardeaux. Il y a apparence que les anciens Architectes ont eu égard à ceci dans la construction des colonnes qu’ils ont fait rondes un peu renflées.“, Pardies 1673, 151f..

„Mais comme Vitruve qui est devenu le législateur des Architectes modernes, prescrit formellement le ,renflement‘ des colonnes en disant qu’il faut ajouter quelque chose à leur milieu (Buch III, Kap. 2) quoique par la perte qu’on a faite des figures qui étoilent jointes à son ouvrage, on ignore la méthode dont il s’y prenoit pour tracer la ligne du contour des colonnes, l’usage de renfler les colonnes au milieu, de les diminuer aux deux extrémités est devenu général, on ne varie plus que sur la courbe qui doit former le renflement et la diminution.“, Lagrange 1770–1773, 123.

Clausen 1851, welcher sich wiederum auf die Arbeit Lagranges bezieht.

„De adiectione quae adiicitur in mediis columnis quae apud graecos Entasis appellatur: in estremo libro erit formata ratio eius quemadmodum mollis et conveniens efficiatur subscripta.“, Vitruv 2002, Buch III.

„Ventris diameter sub media columnae longitudine annotatur. Dictus quod illic columna subinturgescere videatur.“, Alberti 1485, Buch VI.

„I diametri de cerchi, che si hanno a considerare in piu luoghi giu per la colonna, sono cinque gli Aggetti i Ritiramenti il Ventre; gli Aggetti son duoi l’uno in cima, l’altro in pie de la colonna, chiamati aggetti, perche si gettano piu in fuori che il resto de la colonna; i Ritiramenti ancora son duoi, che sono a canto a gli Aggetti da capo, da piede, chiamonsi cosi perche si ritirono da gli aggetti al sodo de la colonna; il diametro del Ventre si nota dal mezo ingiù della colonna; chiamasi Ventre perche è pare che in quel’ luogo la colonna gonfi alquanto.“, Alberti 1550, Buch VI, 196.

„Nel quarto punto cominciandomi ad annoverare da piede fermerò io il centro del Ventre, atraverso del quale si tirerà il suo diametro, la lunghezza del quale sia uguale al diametro del ritiramento dabasso.“, Alberti 1550, Buch VI, 197.

„Itaque his quas recensuimus perscriptionibus linea quae finitor dicitur composita est. Ad cuius lineae modum tabula gracilis deformabitur, qua fabri lapicidae iustum columnae ambitum et finitiones captent atque terminent.“, Alberti 1485, Buch VI.

„Dala qual contractura fin al terzo de sua alteza seva crescendo asimilitudine del corpo humano. E per unaltro.1/3. simantene dicta grossezza. E poi per laltro terzo sin ala sumita sempre se va degradando terminandola i la contractura supiore k.p.“, Pacioli 1509, Fol. 28r, (Abb. 3.3).

„E questa entasis accompagnandosi come vedi in la littera M con epsa columna, quale pare come uno corpo di femina pregnante vel de omo che patisse la pressione de uno grave carico.“, Cesariano 1521, Buch III, Kap. II, Blatt LVI r.

„[…] cum sia poi cosa necessaria a concordare epse conale linee e fare la lignea regula qual facia la perequata circumferentia, questa diligentia da te medemo la cognoscerai.“, Cesariano 1521, Buch III, Kap. II, Blatt LVI r.

„Sed lib. 5. cap. I. indicare videtur columnas, arborum naturam imitari, abietis, cupressi, pinus, quae sensim ab imo ad summum fastigiantur, ut adiectio ea quam in medio fieri praecipit, contra naturam videri possit, nisi potius humanum corpus imitari velimus, quod in ventrem crescit.“, Philandrier 1544, 71–72.

„Della gonfiatura, che si fa nel mezzo della colonna, accioche la sia dolce, et tenera, et che gentilmente si volga, noi non havemo da Vitr. altro, che una promessa, et certo io credo, che cio stia piu presto in discrettione, et destrezza, che in arte, ò vero in regola, perche Vitr. ci promette la figura solamente nel fine del libro. Dico bene, che dalla pianta fino alla sommita cotesta gonfiezza deve procedere, ma nel mezzo piu dimostrarsi, però con gentilezza, et leggiadria, perche (come ho detto) quella gonfiezza è per dimostrare alquanto di effetto, che fa il peso sopra le colonne, vedendosi il simile ne i corpi humani, che portano gran pesi, et forse quella gonfiatura è, perche si faccia piu gentilmente la diminutione della colonna di sopra.“, Barbaro 1556, Buch III, 82.

„Perche le cose nascenti dalla terra come sono gli alberi, piu che si levano piu s’assotigliano.“, Barbaro 1556, Buch III, 82.

„[…] et in medio tumorem quendam facere, quam Graeci entasin vocant.“, Barbaro 1567b, 106.

„Credo io, che questo stia in discretione, et destrezza, piu presto, che in arte o regola“.

Si forma un semicircolo a basso dove comincia il sminuire, et quella parte che ne vie’ compresa dalla linea perpendiculare del somo scapo; questa dividendola in quante parti eguali si vuole, et in altrettanto partendo li duoi terzi della colonna […].

„da me stesso speculando l’ho trovato“, Vignola 1562, Tafel XXXi.

„Vignole entend que sur les points donnez pour la diminution le renflement de la Colonne on pose une regle mince d’une piece s’il se peut ou à deux ou trois reprises, qui se courbe selon lesdits points, par laquelle on trace la ligne du contour; cette operation est pour faire l’Epure (qui est le dessein au trait du Profil sur un mur enduit de plâtre) […].“, D’Aviler 1691, 103.

„Hor qualunque diminutione s’habbia a dare alla colonna, si osserverà per questa nostra regola questo ordine, che destinata che sia con le linee la ugual grossezza e altezza del suo fusto, si porrà una riga o regolo piegabile sopra ciascuna delle due linee che serrano la colonna, prima da l’una banda, e poi dall’altra, avvertendo che la grossezza del taglio del regolo venghi tutta dentro la linea: debbesi dipoi fissare un chiodo sottile o stiletto di ferro fuor del regolo per sostegno di quello, al quanto piu basso della basa o imo scapo della colonna, e un’altro chiodo o stiletto si fisserà dentro al detto regolo similmente per suo sostegno al terzo dell’altezza del suo fusto, dove ha da cominciare a diminuire detta colonna, piegando o ricurvando dipoi il regolo da capo all’indentro fino al ponto e termine di tal diminutione, si fermerà il terzo chiodo o stile di ferro al regolo della banda di fuore al quanto piu alto del sommo scapo […]; fuora del qual regolo, dipoi operando con la penna, con il piombo, o con il lapis, da ambedue i lati si verrà a formare la colonna gratiosamente diminuita, osservando però tal regola diligentemente […].“, Cataneo 1567, Kap. V, 131.

„E benche io non mi abbia potuto imaginare altro modo più breue espedito di questo, e che riesca meglio; mi son nondimeno maggiormente confermato in questa mia inuentione, poi che tanto è piaciuta à messer Pietro Cataneo, hauendogliela io detta, che l’ha posta in una sua opera di Architettura, con la quale ha non poco illustrato questa professione.“ Palladio 1570, 15.

„Dans mon Livre d’Architecture page XXXIII. Je me suis servy de ce moyen pour décrire le fust de colomnes. Le bois de sapin est fort propre à faire ces regles, pour les ouvrages en grand, la baleine pour les petits“. Bosse 1672, Blatt Aij verso, Kommentar zu Abb. 12; s. hier Abb. 3.13.

„di nostra inuentione, l’uno differente dall’altro, molto theoricali, e non però difficili“, Scamozzi 1615, Teil II, Buch VI, Kap. XXX, 143–144.

„un’altro poi assai più pratico, che theorico“

„Se bene possono servire, à Pittori, e simili, i quali amano la facilità, e le cose loro non importano tanto: alle volte possono fare tal diminutione con un lizzo bagnato di qualche tinta battendo alciatolo, e tiratolo all’infuori, in modo che poi fà una linea alquanto curva.“, Scamozzi 1615, 144.

„J’avertirai seulement les Ouvriers que Galilée leur en enseigne une dans ses Méchaniques, que j’estime facile ingénieuse, que j’ai fait heureusement pratiquer par les Charpentiers du Roy, en la fabrique des Vaisseaux Galeres, pour ce qu’ils appellent leur donner beau Galbe à la Pouppe.“, Blondel 1673, 383.

„And here I must take leave to blame a practice growne (I know not how) in certaine places too familiar, of making Pillars swell in the middle, as if they were sicke of some Tympany, or Dropsie, without any Authentique Paterne or Rule, to my knowledge, and unseemely to the very iudgement of sight.“, Wotton 1624, 31.

„Nature (though otherwise the comliest Mistresse) hath now and then her deformities and Irregularities.“, Wotton 1624, 32.

„Est igitur entasis intensio, distensio, productio, inflatio. Distenduntur enim quae inflatur, hac mente Graecos entasin, id est inflationem columnarum dixisse putarem, verbi vim reddunt Galli, quibus adiectiones istae renflement de colomnes, appellantur. Nostrates verò architecti aliunde accepta similitudine, pancias, hoc est ventres dicunt columnarum.“, Baldi 1612, 69.

„Il aime tellement se renflement qu’il ne sçauroit pas souffrir ceux qui ne l’approuvent pas, il va mesme jusqu’à assurer que les arbres sont plus gros par le milieu que le par le bas, n’ayant rien autre chose à répondre au puissant argument qui se tire de la proportion des arbres.“, Perrault 1673, 78.

„De tous les Architectes Anciens Modernes Vignole est le premier qui ait donné des Règles du trait de Diminution du Renflement des Colonnes.“, D’Aviler 1691, 103.