Über diesen Band

Jürgen Renn, Wilhelm Osthues, Hermann Schlimme

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DOI

10.34663/9783945561027-01

Citation

Renn, Jürgen, Osthues, Wilhelm and Schlimme, Hermann (2014). Über diesen Band. In: Wissensgeschichte der Architektur: Band I: Vom Neolithikum bis zum Alten Orient. Berlin: Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften.

Die vorliegende Publikation „Wissensgeschichte der Architektur“ ist zeitlich nach Epochen geordnet und umfasst drei Bände. Rückgrat der Publikation sind insgesamt sieben systematisch strukturierte Überblicksartikel, die mit „Bauwissen“ betitelt sind und die das Wissen der Bauleute in verschiedenen Epochen und Kulturräumen analysieren, namentlich im Neolithikum Vorderasiens, im Alten Orient, im Alten Ägypten, im Antiken Griechenland, im Antiken Rom, im Früh- und Hochmittelalter und im Italien der Frühen Neuzeit. Die Gliederung nach Epochen und Kulturräumen wurde gewählt, da der größere Teil des Bau- und Architekturwissens Lösungen für Aufgaben liefert, die spezifisch für die natürlichen und sozialen Bedingungen einer bestimmten Gesellschaft und Kultur sind.

Die „Bauwissen“-Kapitel folgen einer bestimmten Gliederung und behandeln die kulturellen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für Architektur in der jeweiligen Epoche, die Organisation des Bauwesens, das Wissen, die Techniken und die Praktiken der Bauplanung und des Entwerfens, sowie entwurfsleitende Motive und das Wissen um Umwelt-Bedingungen. In weiteren Abschnitten geht es um Logistik, Transport und Baustellenorganisation, um das Wissen über Baumaterialien, ihre Eigenschaften und ihre Gewinnung, um das große Feld der Bautechniken, um die Bauleute und den Bauprozess. Das Wissen reicht von den in den Bauabläufen impliziten, ungeschriebenen Regeln der Bauhandwerker über das Wissen um architektursprachliche Repertoires bis hin zu wissenschaftlichen Theorien. Neben der Beschreibung all dieser Wissensbestände gilt es zu analysieren, wie das Wissen geschaffen und angewendet wurde, wie es tradiert und verändert wurde, wie Arbeits- und Kompetenzenteilung, Innovationsmechanismen und Verschriftlichungsprozesse funktionierten. Dazu gibt es zum Ende eines jeden „Bauwissen“-Kapitels epochenspezifisch entwickelte Abschnitte. Der gleiche Aufbau macht die Überblicksartikel miteinander vergleichbar und ermöglicht historische Längsschnitte und epochenübergreifende Aussagen zur Struktur des Bauwissens. Diese werden im ersten Band in Kapitel 1 Elemente einer Wissensgeschichte der Architektur gezogen. Über die „Bauwissen“-Kapitel hinaus gibt es „Fokus“ benannte Kapitel, die einzelne Aspekte des Bauwesens der behandelten Epochen beleuchten und vertiefen.

Die Bände konzentrieren sich auf einige Weltregionen und Epochen: Auf Vorderasien und den Orient, auf Ägypten in vorantiker Zeit und Europa in der Antike, im hohen Mittelalter (nördlich der Alpen) und in der Frühen Neuzeit (v. a. Italien). Nicht berücksichtigt werden konnten die Kulturräume China, Ost- und Südostasien, Afrika, Indien, die islamische Welt, die alten Hochkulturen Amerikas, sowie das unter europäischem Einfluss stehende Amerika und Australien der Frühen Neuzeit. Die Bearbeitung all dieser Kulturräume und Epochen stellt eine Herausforderung für eine zukünftige Wissensgeschichte der Architektur dar, die noch weiter gehende historische Längsschnitte und kulturraumübergreifende Aussagen zur Struktur des Bauwissens erlauben würde. Ebenso lohnend wäre eine Anwendung des wissenshistorischen Ansatzes auf das 19. und 20. Jahrhundert.

Der erste Band (Studies 3) enthält das epochenübergreifende Kapitel Elemente einer Wissensgeschichte der Architektur (Kapitel 1, Jürgen Renn und Matteo Valleriani, unter Mitwirkung der Autoren) sowie die Überblicksartikel Bauwissen im Neolithikum Vorderasiens (Kapitel 2, Dietmar Kurapkat) und Bauwissen im Alten Orient (Kapitel 3, Uwe Sievertsen). Die wissenshistorische Bearbeitung des Alten Orients wird ergänzt durch vertiefende Studien („Fokus“-Kapitel) über Keilschriftliche Quellen zu Architektur und Bauwesen (Kapitel 4, Markus Hilgert), über das Architekturwissen am Anfang des 2. Jahrtausends v. Chr. (Kapitel 5, Rosel Pientka-Hinz) und über Bauzeichnungen auf Tontafeln (Kapitel 6, Claudia Bührig).

Der zweite Band (Studies 4) enthält die Übersichtsartikel Bauwissen im Alten Ägypten (Kapitel 1, Ulrike Fauerbach), Bauwissen im Antiken Griechenland und Bauwissen im Antiken Rom (Kapitel 2 und 3, Wilhelm Osthues).

Der dritte Band (Studies 5) enthält die Übersichtsartikel Bauwissen im Früh- und Hochmittelalter (Kapitel 1, Günther Binding) sowie Bauwissen im Italien der Frühen Neuzeit (Kapitel 2, Hermann Schlimme, Dagmar Holste und Jens Niebaum). Die wissenshistorische Bearbeitung der Frühen Neuzeit wird ergänzt um vertiefende Studien („Fokus“-Kapitel) über Die Gestalt der Säule, über Architektur und Mechanik (Kapitel 3 und 4, Antonio Becchi), sowie zum Bauherrenwissen in der Hausväterliteratur (Kapitel 5, Torsten Meyer) und über Die Kuppel des Florentiner Doms und ihre Handwerker (Kapitel 6, Margaret Haines und Gabriella Battista).